Mir waren Mittelschnäbler und Budapester zugeteilt worden.
Gleich die ersten 6 Käfige waren leer. 3,3 schwarze Kiebitze waren leider nicht erschienen.
13 belatschte Wiener - alle von einem Aussteller - lassen nicht auf den derzeitigen Zuchtstand schließen. Erfreulich war jedoch, dass es alles Jungtiere waren. 3,3 Hellstörche von durchschnitt­licher  Qualität, die Täuber alle im sg-Bereich mit schönen Köpfen und gutem Farbspiel. Allerdings könnten sie alle etwas gestreckter im Hals und Bein sein. Die Täubinnen etwas eleganter in der Figur, hier auch das herausragende Tier in der Kollektion mit einem kleinen Wunsch in der Augenfarbe. Das  „g“ Tier in der Truppe hatte einen senkend eingebauten Schnabel. 3,4 Blaue, die mich nicht so ganz begeistern konnten. Die Täuber mit durchweg guten Figuren, aber mit Problemen in Augenfarbe und den Einbau der Augäpfel. Die Täubinnen sehr schön in Figur und Körperhaltung aber mit Problemen in der Rückendeckung und den Augen führte zu unteren Bewertungen. Auch das beste Tier müsste zur Höchstnote einen besser ab­gedeckten Rücken zeigen. Sehr reizvoll für mich waren die Budapester zu bewerten. Drei Schwarze machten den Anfang mit durchweg guten Köpfen und Schnäbeln. Auf Rückendeckung und Schwanzaufbau ist zu achten. 5,2 Weiße, allerdings alles Alttiere, wurden gezeigt. Zumeist sah man schöne Schnäbel und sg Stirnbreite. Auch die Figuren wussten zu gefallen. Allerdings muss auf bessere Hinterköpfe hingearbeitet werden, da diese zu schwach ausgeprägt sind. Die 0,1 in Käfig Nr. 20416 war das beste weiße Tier. Dennoch konnte sie bei allen hochfeinen Rassetributen leider nur die Note gut be­kommen, wegen 11 Schwanzfedern! 5,2 Rote davon 1,1 jung. Die beiden Jungen waren die besten mit 95 und 96 Punkten. Hier sah man schon sg Farbe und Federn bei trotzdem guten Kopfpunkten. 5,5 Gelbe stellten sich der Konkurrenz. Auch hier Licht und Schatten. Ein junger Täuber musste wegen Sperrflügeln auf „u“ gesetzt werden. Die anderen Täuber alle im sg-Bereich. Bei den Täubinnen sah man schöne Figuren und ordentliche Köpfe bei schönen Farben, Kritikpunkte waren Schwanzfederlage, Unterschnabelbreite und Rückendeckung. Eine feine Jungtäubin konnte V 97 TCB erringen! 11,11 Gestorchte - alles Jungtiere! Qualitativ zu den letzten Jahre enger zusammengerückt, aber in der Spitze schwächer geworden. So kann man wohl den Gesamteindruck der ausgestellten Tiere beschreiben. Ein herausragender Vertreter bei den 1,0 mit hv 96 SVB bewertet könnte etwas mehr männliche Ausstrahlung vertragen. Die Tiere mit unteren Noten hatten Probleme in der Schwanzlage sowie Stirnbreite und vor allen Schnabelführung. Besser die Täubinnen, hier sah man feine Typen mit schönen Figuren, richtungsweisenden Kopfpunkten. Die für mich Schönste 0,1 in Käfig Nr. 20455 war schon für den Obmann vorgesehen. In der Hand perfekt aber im Käfig zog sie den Unterschnabel seitlich weg. Nach Absprache mit den beiden PR Kollegen blieb nur die Abstufung auf 90 Punkte. Schade! Eine weitere 0,1 konnte dennoch den sehr guten Obmann Harald Lindner überzeugen und bekam V 97 EB und stand dann sogar in der Championanwärterschaft. Herzlichen Glückwunsch dafür. 2,2 alt in dem seltenen Farbenschlag Schwarz-geganselt konnten mit den anderen Budapestern in den Rassemerkmalen noch nicht mithalten. Aber man konnte sehen, dass der Züchter auf dem richtigen Weg ist. Auch ist zu bemerken, dass sie in Federqualität und Vitalität den anderen Budapestern überlegen sind! Abschließend bleibt zu bemerken, dass es mir sehr viel Spaß gemacht hat die Kurzen zu bewerten, wenn auch die Meinung besteht, dass ich ein wenig hart mit ihnen umgegangen bin. Manchmal ist es gut für die Züchter rechtzeitig wachgerüttelt zu werden, bevor sich Fehler zu sehr einschleichen. SR Ralf Schmid


Wiener Tümmler gelb gestorcht
Sehr schöne Kollektion an Tieren die trotz der Seltenheit schon sehr im Typ überzeugen können. Ebenfalls sind auch die Zeichnungsbilder weitgehend vorhanden. Der niedere Notenschnitt lag weniger an den Tieren als an der Arbeit des Züchters. Wenn bei fast allen Tieren der weiße Zeichnungsteil mit gelben Federn im Blutkiel durchzogen ist, ist es vielleicht doch einmal zu überdenken, ob es nicht besser wäre, die Federn mit einer Schere 1x pro Jahr abzuschneiden und nicht 5x pro Jahr herauszuziehen. Schade für die Tiere, die mehr verdient hätten.
Wiener Weißschilder schwarz
Eine harmonische Kollektion mit wenigen Ausfällen. Es freute mich zu sehen, dass die Tiere fast durchweg keinerlei Kopfform- und Halsprobleme hatten. Was aber doch auffiel: Die  Spitzentiere hatten jetzt schon einen viel kürzeren Körper und dadurch einen hervorragend abgerundeten Schild. Aber auch hier eine kleine Rüge, die es leider unmöglich machte, die Höchstnote zu vergeben: Die Vitalität ließ etwas zu wünschen übrig. Hier bitte daran arbeiten.
Wiener Weißschilder rot
Ich muss sagen, solch eine Kollektion habe ich bisher noch nicht gesehen. Vitale, kräftige Tiere, die mit den Spitzentieren die Rasse perfekt vertraten. Was auch von anderen Richtern so gesehen wurde, wie das Championtier von Gerhard Fischer bewies. Seine Tiere machten auch sonst der Konkurrenz das Leben schwer, denn sie zeigten, dass es doch möglich ist schöne gerundete Köpfe mit breiter Stirn zu haben, obwohl der Schnabel nicht kurz ist. Sie wirken auch mit einem etwas längeren Schnabel perfekt. Aber auch die anderen Züchter haben schöne Tiere gezeigt, was mich vor allem freute, ohne kurze Schnäbel. Fehler, die teilweise noch auftraten, waren schwächere Köpfe, schwache Körper, Randfarbe und Farbschwächen. Was im nächsten Jahr stärker als dieses Jahr gestraft wird, sind zerschlissene Ortfedern, die bei roten und gelben Weißschildern auftraten. Bitte hier in der Zucht darauf achten, dieser Fehler vererbt sich.
Wiener Weißschilder gelb
Eine Kollektion mit durchschnittlicher Qualität, die nicht ganz überzeugen konnte. Die Tiere waren vital und zeigten auch schön die Rassemerkmale, aber sie konnten die Qualität der Vorjahre nicht übertreffen. Sie blieben auf dem Stand der vorherigen Jahre. Natürlich spielt hier auch der Riesenschritt der roten mit, mit denen sie die letzten Jahre konkurrierten. Aber eine Stagnation ist nicht gut in der Zucht, hier muss wieder mehr gearbeitet werden. Fehler hier: Rand , Kopfform und die angesprochene Ortfeder.
Wiener Gansel schwarz
Leider die schlechteste Kollektion meines Richtauftrags. Kopfpunkte waren weitgehend in Ordnung
Bis auf wenige Tiere waren fast alle viel zu lang. Standhöhe teilweise zu hoch. Kopfpunkte und der Rand waren weitgehend in Ordnung. Was etwas ärgerlich war, ist das nachträgliche Einsetzen von 3 Tieren, die auch nachträglich bewertet wurden. Hier kam ein Tier zu der Note HV, obwohl es nicht einmal schwarz war, sondern dunkelblau-grau-irgendwas mit Schwanzbinde. Es mag sein, dass das Tier einen schönen Kopf hatte, aber das ist nicht alles. Es ist hier wieder das alte: Zuchttier ist nicht gleich Ausstellungstier. Ansonsten fehlte den Tieren, bis auf die Spitzentiere, auch die Federstraffheit der Vorjahre. Ich hoffe der Zuchtstand wird in den nächsten Jahren wieder verbessert.

Eine gute Zucht wünscht
Jürgen Siefert

Für mein erst um 11.30 Uhr erfolgtes Eintreffen zur Tierbesprechung möchte ich mich nochmals entschuldigen. Es war schlicht und einfach auf ein Missverständnis in der Absprache zurückzuführen. Unabhängig davon war festgelegt, dass die amtierenden Preisrichter, soweit wie anwesend, ihre bewertete Kollektion persönlich besprechen. Das klappte ja auch hervorragend. Festgelegt war weiterhin, dass jeder PR eine kurze schriftliche Einschätzung beim 1. Vorsitzenden abgibt. Über die Palette der Mittelschnäbligen verschaffte ich mir einen besonders konkreten Überblick. Erinnern möchte ich zu Beginn an die Zielsetzungen unseres SV.
Wir wollen unsere Tiere so stabilisieren, dass keine Ringe mehr abstreifbar sind. Eine Verbesserung der Iriden (milchweiß mit lichtblauem Stich) und Masken sowie der Hals- und Beinlänge bei Erhaltung der Harmonie der Figuren. Die erste Zielsetzung wurde deutlich bei den Hellstörchen, den roten und gelben Einfarbigen erreicht. Unter den Blauen und Schwarzen hingegen gab es schon einige Grenzfälle. Sie verfügten aber eindeutig über die markantesten Kopfformen. Dass es in dieser Hinsicht eine Gradwanderung wird, hatte ich bei anderen Einschätzungen schon erwähnt. Meine Bewertung begann bei den einfarbig Roten (8) und setzte sich mit den Gelben (22) fort. Im Vergleich zu 2009 war ein auffallender Qualitätsanstieg festzustellen. Der überwiegende Teil der Roten verfügte über markante Kopfformen mit waagerechtem Schnabeleinbau, teils reinen Wachsschnäbeln und einer sehr guten Farbe. Zu verbessern gilt es die Klarheit der Iriden sowie die Standhöhe. Dabei sollte die Farbe nie aus den Augen verloren werden. Vorzüglich und Hervorragend für Reinhold Groß.
Sieht man sich die Bewertung der Gelben an, so wird sofort deutlich, wie hoch hier die Messlatte lag. Nur zwei Tiere im gut und das „nur“, wegen der nicht ausreichenden Standhöhe. Sonst passte auch bei ihnen alles. Zwei Zuchten dominierten in der vorgestellten Kollektion. Während die Tiere von S. Witte durch tolle Figuren, Köpfe, Augen und idealem Schnabeleinbau auffielen, waren es die Tiere von Große-Schute, welche durch ihre satten Farben auf sich aufmerksam machten. Sich im Tieraustausch zu ergänzen war meine Empfehlung. Schlussfolgernd sollte in der einen Zucht die Verbesserung der Farbe angestrebt werden und in der anderen sollten klarere Iriden, markantere Köpfe sowie ein noch waagerechterer Schnabeleinbau im Vordergrund stehen. (3x hv S. Witte und 1x Große-Schute) Abschließend möchte ich aber allen 5 Züchtern sagen, „macht weiter so“!
Nicht ganz so vorteilhaft sah es bei der Bewertung der 56 Hellgestorchten aus. Dabei möchte ich erst einmal den Züchtern bescheinigen, dass sie sich um die Verbesserung unseres Prestigefarbenschlages ernsthaft bemüht haben. Das fand seine Bestätigung in den unterschiedlichsten Typen, Kopfformen und Haltungen. Beim überwiegenden Teil der Tiere musste auf die Verbesserung der Irisfarbe hingewiesen werden. Die Gesichter und auch Schnäbel sind auffallend länger geworden. Im Ursprungstandard war von 17mm die Rede. Bei der Einhaltung solcher Länge stimmt auch meistens der Stirnwinkel. So fielen Tiere mit langen Beinen und Hälsen auf, welche auch feine markante Köpfe, klare Augen und überwiegend auch fast schwarze Masken hatten. Sie hätten teils im Schwanz kürzer sein können. Ein mit Hervorragend bewerteter 1,0 zeigte zeitweilig etwas Nacken. Andere Tiere waren im Stand noch steiler als im Musterbild. Ihnen hätte ich markantere Kopfformen und ausgereiftere Iriden gewünscht. Beachtet werden sollte, dass Tiere mit der geraden Stirnlinie oftmals nur „gelutschte“ Abkantungen haben. Das Fordern von abfallenderen Haltungen ergab sich auch mehrfach. Ein Ansatz zum Bagdettenknoten war bei drei Tieren erkennbar. So etwas hatten wir schon lange nicht mehr. Einige Tiere zeigten sg Figuren, feine Kopfformen, ideale Augen und Masken sowie musterhafte Zeichnungen, aber ihnen fehlte es etwas an Fußlänge. Wenige Beanstandungen gab es zum Zeichnungsbild. Unreine bis dunkle Iriden, helle Ränder und Senkschnäbligkeit waren die Hauptursachen für das Nichterreichen der sehr guten Bewertung. Bei der Typenvielfalt und der vorhandenen Vielseitigkeit an Mängeln, war es nur schwer möglich, eine klare Linie zu fahren. Ich habe versucht, mich an unsere Festlegungen zu halten und Tieren mit sehr guten Figuren und Stand, markanten Köpfen, vor allem auch klaren Iriden und dunklen Masken den Vorrang zu geben. Markantere Köpfe, kürzere Gesichter sowie auch kürzere Schnäbel und Schwänze sollten mit in die Zuchtziele einbezogen werden. Einen noch höheren Stellenwert sollte auch die Harmonie der Figur einnehmen. Vorzüglich und Hervorragend errangen W. Nix sowie M. Große-Schute.
W. Meyer
Zuchtwart Mittelschnäbler